Viele beschäftigen gleiche Fragen

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Angetroffen – Kristina Pfister arbeitet in Bülach als Sexualtherapeutin

In ihrer Arbeit muss Kristina Pfister oft Missverständnisse ausräumen. Neben ihrer Praxis leitet sie Seminare rund um die Themen Sex, Liebe und Elternschaft.

– Andrea Schmocker

Der Raum in der Gartematt ist hell und gemütlich mit Holzmöbeln eingerichtet, im Hintergrund hängt ein Kalender, auf dem das Matterhorn zu sehen ist. Seit vier Jahren ist Kristina Pfister hier in den Räumen einer Psychologin als Sexualtherapeutin tätig.

Vor allem Paare, aber auch Einzelpersonen suchen bei ihr Rat. «Ich sollte öfter Lust haben» oder «Warum muss ich immer die Initiative ergreifen» sind Fragen, die oft gestellt werden. Bei Paaren ist der unterschiedliche Lustbarometer das Thema Nummer eins. Frauen würden sich mit dem Anspruch, etwas bieten zu müssen, oft selber unter Druck setzen. Auch Männer suchen Rat, weil sie glauben, ihre sexuelle Energie reiche nicht. «‹Ich habe keine Lust› ist meiner Meinung nach heute das grosse Tabuthema in der Sexualität», sagt sie.

Porttrait von Kristina Pfister
Kristina Pfister im Praxisraum in Bülach. (schmo)

Zwei Grundprinzipien

Für Kristina Pfister gibt es in der Sexualität zwei verschiedene Grundprinzipien, Typ Eros und Typ Agape. Während Eros aktiv ist, verhält sich Agape vorerst abwartend und entfaltet sich, wenn die Atmosphäre stimmt. Um dies zu verdeutlichen, nimmt sie zwei Gegenstände, ein Feuerzeug und ein Samenkorn, vom kleinen Glastisch neben sich. Das Feuerzeug steht für Eros, immer bereit, sich schnell zu entzünden. Das Samenkorn als Sinnbild für Agape, das nur unter den richtigen Bedingungen zu keimen beginnt. Immer wieder gehe es in ihrer Arbeit darum, mit dem Missverständnis aufzuräumen, dass nur das Eros-Prinzip richtig sei. «Es gibt kein Falsch oder Richtig, es braucht beides», sagt sie.

Sexualität sehr individuell

Sowieso ist für sie klar, dass die allermeisten Männer und Frauen, die eine Sexualberatung aufsuchen, sexuell gesund und «normal» sind. Dass dies nicht so empfunden wird, dafür seien gesellschaftliche Normen verantwortlich, und auch die Klassische Medizin, die allzu oft von Störungen sprechen. «Die Sexualität ist sehr individuell und lässt sich nicht in ein Schema pressen, wie dies oft über die Medien verbreitet wird.»

Beruflich neu orientiert

Über die Arbeit als Erwachsenenbildnerin ist Kristina Pfister zu ihrer heutigen Tätigkeit gekommen. «Ursprünglich wollte ich schon in meinem ersten Studium Sexualwissenschaften studieren», sagt die gebürtige Süddeutsche. Damals entschloss sie sich aber für Sozialökonomie. Mit der Geburt ihres Sohnes vor 16 Jahren suchte sie eine neue Herausforderung. Sie gründete «Die Wasserschule für Babys» in Zürich, die sie heute noch leitet. Als sie sich vor acht Jahren beruflich neu orientierte, war schnell klar, in welche Richtung sie sich weiterentwickeln wollte. «Heute bin ich froh, dass ich mit der Ausbildung noch gewartet habe und mir in der Zwischenzeit meine Erfahrungen erst noch in anderen Berufen geholt habe.»

Unter dem Kalender in der Praxis steht der Spruch: «Um das Wesentliche zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung». «Manchmal genügt dies wirklich, die Lösungen sind oft einfacher als man denkt.»

Am 19. Januar ist Kristina Pfister in der Hebammenpraxis Bauchraum in Dielsdorf zu Gast und spricht dort zum Thema «Sexualität nach der Geburt». Weitere Infos unter www.sexual-beratung.ch.